Claus Caspari (1911 – 1980)
Seine wogende und naturgetreue Darstellungsweise brachte ihm viele Bewunderer*innen und die Möglichkeit zu mehreren Ausstellungen ein. Darunter in der renommierten Hunt Botanical Library in Pittsburgh im Jahr 1972. Auch heute noch ist er ein Vorbild und eine Inspiration für viele Künstler*innen der naturalistischen Malerei. Seine Zeichnungen für den Kosmos-Naturführer und den BLV Buchverlag machten ihn weltberühmt.
Caspari fertigte für den Kronen-Verlag von Erich Cramer mehrere hundert trockene Aquarelle, darunter Pilze, Mineralien, Fische, Insekten, Orchideen und weitere Pflanzenporträts an. Vereinbart wurde, wie mit allen Künstlern des Kronen-Verlags, dass die Abnahme der Zeichnungen von der Zustimmung durch entsprechende Forschende von Hochschulen und Forschungseinrichtungen abhängig ist. Bei den Diskussionen zwischen Künstlern, Wissenschaftler*innen und dem Verleger ging es um die korrekte Wiedergabe der kleinsten Details, sei es die Flossenstellung eines Fisches, die Biegung eines Blütenblattes oder die Farbschattierungen eines Pilzes. Zeichenbare Vorlagen fanden die Künstler in Universitäten, Privatsammlungen oder bei mühevollen Exkursionen in Europa und der ganzen Welt.
Erich Cramer arbeitete eng mit Universitäten und Privatsammler*innen zusammen um zeichenbares Material zu finden oder zu erwerben und dies den Künstlern zur Verfügung zu stellen. Die ausgeliehenen, teils sehr seltenen Mineralien, mussten vom Verlag gegen Verlust versichert werden, da sie sonst die Aufbewahrungsräume nicht verlassen durften.
Eine Schwierigkeit bestand darin, dass eine unbefriedigende Ausführung, Änderungswünsche oder gar eine Ablehnung einer Zeichnung seitens der beteiligten Wissenschaftler*innen oder Erich Cramers, oftmals zu einer erheblichen Verzögerung der Fertigstellung führte.
Dennoch schrieb Erich Cramer bei der Vorbereitung des Mineralienwerkes an Caspari: „[...] Wir können bei dem Mineralienwerk nicht von Zugeständnissen leben, sondern wir müssen mit dem fertigen Werk etwas vorlegen, das die Welt bisher noch nicht in dieser Vollkommenheit gesehen hat. [...] ich habe erkannt, dass jede Forcierung uns nicht zu dem angestrebten Ziel führen wird, und deshalb sagte ich Ihnen schon, dass ich jeden Zeitdruck von Ihnen nehme, so dass Sie Zeit und Muße haben, sich für jede Darstellung die zweckmäßigste und effektvollste Beleuchtung herauszusuchen und bei der Ausführung der Tafeln die größtmögliche Sorgfalt anzuwenden. [...] es wäre viel schlimmer, wenn nachher Sie und ich und die anderen an diesem Werk Beteiligten, das Gefühl haben müssten, nur weil wir glaubten, keine Zeit gehabt zu haben, dass das Ergebnis unserem Können und unseren Fähigkeiten nicht entspricht.“
„Claus Caspari ist einer der wenigen Künstler, die heute noch die naturalistische Malerei pflegen und es verstehen, künstlerischen Ausdruck mit wissenschaftlicher Exaktheit zu verbinden. Seine bewundernswerte Kunst stellt ihn würdig an die Seite einer Sybilla Merian, eines Moritz Michael Daffinger und Pierre-Joseph Redouté.“
Zitat Erich Cramer, 1964